HISTORISCHE INFORMATIONEN ZUM ADELHEID-BRUNNEN

Auf dieser Seite erhalten Sie weiterführende Informationen zum Adelheid-Brunnen vom Denkmal- und Geschichtsverein Bonn-Rechtsrheinisch e.V.

Adelheid-Brunnen

Von Adelheid zu Pützchens Markt
„Zuerst geht es zum Brünnchen und dann auf Pützchen“, lautet die Devise vieler Besucher eines der größten Volksfeste weit und breit: Pützchens Markt. Etwas abseits des Rummels liegt vor einer Kapelle ein Brunnen. Dorthin ziehen vor oder nach dem Kirmestreiben viele Menschen Zum Ritual gehört ein kurzes Innehalten, ein Gebet und abschließendes Waschen der Augen. Doch was hat es mit diesem Brauch auf sich?

Alles begann mit einem Wunder
Es war wohl im Jahr 1005, als das Rheinland einer großen Dürre ausgesetzt war und sogar das Rheinbett fast austrocknete. Die von der Hungersnot bedrohten Menschen baten Adelheid, die Äbtissin eines Klosters nahe Bonn war, um Rat. Sie soll mit den Menschen der Umgebung intensiv gebetet und der Legende nach gezielt und mit Gottvertrauen ihren Äbtissinenstab in die Erde gestoßen und eine Wasserquelle gefunden haben. Daraus entstand ein „Pützchen“, das die Gefahr abwehrte und als “Adelheidis-Brünnchen“ bis heute sprudelt.

Zuerst zum Brünnchen und dann zum Markt
Nach ihrem Tod im Jahr 1015 stieg mit der Verehrung der Äbtissin Adelheid auch die Popularität des Brünnchens. Dem Wasser wurde schnell Heilkraft zugesprochen und zog Menschen aus der ganzen Region an. Eine Wallfahrtskapelle und ein Kloster wurden errichtet, um den Pilgerstrom zu betreuen. Heute zählt für viele Gäste von Pützchens Markt vorab der Besuch der Wasserquelle zum festen Ritual. Heilende Wirkung wird dem alaunhaltigen Wasser vor allem bei Augenleiden zugesprochen.

Pützchens Markt
Im Lauf der Jahrhunderte pilgerten viele Menschen zu Adelheids Grab und der Quelle, durch die viele Wunder geschehen sein sollen. Um all diese Menschen zu verpflegen, entstand in der Mitte des 14. Jahrhunderts ein Markt mit Verpflegungsständen, Händlern und Gauklern. Bis heute ist daraus ein moderner, aber trotzdem traditionsreicher, fünftägiger Jahrmarkt entstanden, der jährlich auf den Marktwiesen und Straßen von Pützchen stattfindet und über eine Millionen Besucher anzieht. Adelheid von Vilich wurde 1966 offiziell durch Papst Paul VI. heiliggesprochen und 2008 zur zweiten Bonner Stadtpatronin erhoben.

Wissenschaftliche Beurteilung

Im Allgemeinen liegt das Grundwasser in der Gegend bis zu zwölf Meter tief, an manchen Stellen führen Wasserleiter aber bis knapp unter die Erdoberfläche. An der Stelle der Quelle am Nordhang des Ennert-Höhenzuges verläuft eine solche wasserführende Grundwasserlage oberhalb einer Tonschicht Richtung Nordwesten zur Siegmündung.[7] Ein Durchstoßen der Deckschicht ist möglich.

Eine der Legende nach erfolgende Versorgung einer größeren Anzahl von Menschen und Tieren durch die Quelle wird dagegen als nicht realistisch angesehen. Der Klimatologe Karsten Brandt stellte bei einer Untersuchung im Jahr 2015 fest, dass die Quelle nur zwischen sechs und sieben Liter Wasser pro Minute abgibt.

Eine medizinisch belegbare Wirkung des Wassers ist nicht festzustellen. Das Wasser stammt wahrscheinlich aus einer Basaltschicht nördlich des Ennert und riecht nach faulen Eiern. Dieser Geruch entsteht bei der Umwandlung von Sulfat in Sulfid, dabei entstehe Schwefelwasserstoff. Gesundheitsfördernd sei das nicht. Am Brunnen ist ein Schild „Kein Trinkwasser“ angebracht.

Brunnen und Kreuz
Im Jahr 1684 wurde der Brunnen mit einem quadratischen, drei Meter tiefen Becken angelegt. 1694 erhielt er eine barocke Fassung. 1864 erfolgte eine Restaurierung, bei der Brunnen und Quellkammer vermutlich höher gelegt wurden. 1989 kam es zu einer Grundsanierung der Anlage.

Ein über der Quellkammer stehendes Wegekreuz wurde ebenfalls 1684 errichtet. Es enthielt die Stifterinitialen und eine Datierung aus diesem Jahr. Im Zweiten Weltkrieg wurde es zerstört und nach dem Krieg durch ein Holzkreuz ersetzt. 1959 wurde es in alter Form wiederhergestellt. Das Kreuz ist aus Trachyt gefertigt. Es zeigt die Stigmata Christi in Flachrelief, die Kreuzarme enden gerundet und sind mit je zwei Ringen belegt. Die Stifterinitialen H I W C P sind in der Schriftart Capitalis monumentalis ausgeführt. Bei der Wiedererrichtung im Jahr 1959 wurde zwar die alte Form gewählt und die Initialen übernommen, aber die Jahreszahl weggelassen.

Nach Johann Ignaz Schmitz-Reinhart bedeutet die Inschrift

„H(ERZOG) I(OHANNES) W(ILHELMVS) C(OMES) P(ALATINVS)“
(Studien zur Heimatgeschichte der Stadt Beuel am Rhein)

Die Interpretation mit dem Verweis auf Johann Wilhelm von Pfalz-Neuburg als Stifter ist umstritten, da die Initialen in der Auslegung eine Mischung von deutschen und lateinischen Ausdrücken enthalten. Als gesichert gilt dagegen, dass Johann Wilhelm als damaliger Herzog von Jülich und Berg der Landesherr war, der den Adelheidis-Brunnen herrichten ließ, als sich die Adelheidis-Wallfahrt zunehmend vom Grab der Heiligen in Vilich nach Pützchen verlagerte.

Die Bezeichnung Pützchen

Die Flurbezeichnung und der spätere Name des Ortsteils geht auf die Adelheidis-Quelle zurück. Der Ausdruck Pütz bezeichnet im rheinischen Sprachgebrauch eine Quelle; der Begriff basiert auf dem lateinischen Wort Putues (Brunnen).

Die erste urkundliche Erwähnung des Ortes stammt aus dem Jahr 1367, damals noch ohne die Bezeichnung Pützchen: „bi sente Aleyde borne“ (Adelheidisborn). Der heutige Name wurde erstmals 1749 benutzt („Adelheidis Pützgen“).

Quelle: Katholisches Stadtdekanat Bonn, Wikipedia