PROJEKT “KOHLE UND ALAUN”
Informieren Sie sich über unser Projekte rund um den Bereich “Kohle und Alaun”.
Abbildung: Gesamtansicht Alaun-Hütte
Abbildung: Schautafel 1 am Ennert-Parkplatz
Kohle und Alaun
Die Kulturlandschaft des Naturschutzgebietes Ennert ist im Bereich der Hardt von der Geschichte des Braunkohlenbergbaus und der darauf basierenden Alaunfabrikation geprägt. Auf dem Hangrücken zwischen Holzlar und Oberholtorf wurde im 19. Jahrhundert in drei weitflächigen Fabrikanlagen (sog. Alaunhütten) das Mineralsalz Alaun erzeugt.
Die Rohstoffbasis dafür war alaunhaltige Braunkohle, die in einer Reihe von Untertage-Bergwerken auf der Holtorfer Hochfläche, bis hin nach Vinxel und Hoholz gewonnen wurde. Von Lorenbahnen herbeigebracht, wurde die Kohle auf Halden geschichtet und darin „still“ verbrannt.
Aus der Asche wurde das Alaun in mehreren Arbeitsgängen, anfangs unter freiem Himmel, unter Einsatz von Wasser in chemischer Reaktion herausgelaugt. In kristallisierter Form war es ein begehrtes Handelsgut, das vor allem beim Textilfärben und bei der Leder-, der Papier- und der Leimherstellung Verwendung fand sowie in zahlreichen Prozessen in Chemie, Pharmazie und Medizin.
Um 1850 war die Alaunfabrikation auf der Ennert-Hardt die größte im Staate Preußen. Zusammen mit dem Bergbau war sie der bedeutendste Arbeitgeber der Region.
Die Montangeschichte im Ennert ging um 1875 zu Ende, als es der Chemie gelang, Alaun kostengünstiger im Großprozess herzustellen. Die Bergbau- und Alaununternehmer, inzwischen zu einer Aktiengesellschaft verbunden, setzten ihre Tätigkeit alsdann am Ramersdorfer Rheinufer fort, wo sie schon 1855 eine Zementfabrik, die erste auf dem Boden der heutigen Bundesrepublik, errichtet hatten.
Auf der Ennert-Hardt lässt sich an der Bodenformation der jetzigen Waldlandschaft (u. a. Halden von Produktionsrückständen) sowie am verbliebenen dichten Trassennetz der ehemaligen Infrastruktur
(u. a. Wege, Bahnen, Dämme, Wasserrinnen, Teiche) und an den baulichen Überresten der Alaunhütten das frühindustrielle Geschehen gedanklich auch heute noch nachvollziehen.
Helfen soll dabei vor Ort der Geschichtsweg “Braunkohle + Alaun auf der Ennert-Hardt”, ein Informationssystem, das der Denkmal- und Geschichtsverein Bonn-Rechtsrheinisch 2014 errichtet hat unter Mitwirkung der Bürgervereine von Holtorf-Ungarten und Holzlar sowie der Bürgervereinigung Ramersdorf. Es besteht aus acht Schautafeln, die auf einer Wegstrecke von Holzlar bis Oberholtorf an acht Punkten aufgestellt sind. Sie nehmen Bezug auf die jeweiligen Örtlichkeiten und beantworten die einschlägigen Fachfragen.
Entworfen wurden die Schautafeln unter Federführung des Denkmal- und Geschichtsvereins zusammen mit den Bürgervereinen Holzlar und Holtorf-Ungarten; die Kosten übernahm der Lions-Club Bonn-Ennert.
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Die Ennert-Hardt-Hütte
So etwa sah die Ennert-Hardt in der Mitte des 19. Jahrhunderts aus, von Baum oder Strauchwerk keine Spur (Zeichnung A. Henry, ca. 1853). Das gesamte Gelände zwischen Holzlar und Holtorf war von umweltverpestenden Fabrikationsanlagen bestimmt, die die auf der Hochfläche zwischen Hoholz, Vinxel und Holtorf unter Tage gewonnene Braunkohle zu Alaun verarbeiteten.
Sie waren der größte Arbeitgeber der nahen Region und im Staate Preußen der größte Alaunhersteller überhaupt. Nach 1875 wurde die Fabrikation, die 1806 begonnen hatte, eingestellt. Die Natur überwucherte das Gelände, und die Erinnerung an diese frühe rheinische Industriegeschichte verblasste. Die aber hat der Denkmalverein wieder aufgefrischt; in Spurensuchen vor Ort, Archivrecherchen sowie Vorträgen und Exkursionen hat er sich die Geschichte neu erschlossen.
Der Bonner Filmemacher Georg Divossen hat die Geschichte um die Erforschung und Sichtbarmachung dieses frühen Zeugnisses der Beueler Industrie in einem Video dokumentiert. Auch ein ausführlicher Film von ihm ist dazu erschienen, erhältlich im Buchhandel sowie im Bürgermeister-Stroof-Haus.
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Abbildung: Die Ennert-Hardt-Hütte Mitte des 19. Jahrhunderts