Durchsuchen nach
Monat: Oktober 2022

Tradition: Am Martinstag der Stuten, an Nikolaus der Weckmann

Tradition: Am Martinstag der Stuten, an Nikolaus der Weckmann

In diesen Tagen tauchen sie wieder auf, die sog. Weckmänner, dieses allseits beliebte Hefegebäck in Form eines Männleins. Denn es geht ja auf den Sankt-Martinstag zu, den 11. November, dem dann allerdings sehr schnell auch bereits der Sankt-Nikolaustag folgt, am 6. Dezember. Beides Namenstage von Kirchenheiligen, die wegen ihrer guten, der Art nach wohl eher unüblichen Taten in besonderer Verehrung geblieben sind. Daran wird an diesen beiden Tagen symbolisch, durch eine süße Gabe, erinnert. Das kann alternativ ein Brötchen sein, Stuten oder Weck(en), oder aber auch ein Gebäck in Bildgestalt, ein Weckmann eben. Unterschiedliche Symbolik.

Wenn es dabei um „Tradition“ gehen soll, dann ist es eigentlich schade, dass der Weckmann nicht allein dem Heiligen Nikolaus gelassen wird, und dass die Sankt-Martinsgabe nicht allein der Stuten ist. Das war hier im Rheinland seit jeher der absolute Brauch, mindestens bis in die 1950er Jahre hinein. Und er ist es in einigen Bonner Vororten immer noch und gar nicht so selten auch in unserer Region.

Denn beide Heiligenlegenden unterscheiden sich ja ganz wesentlich voneinander und daher auch in ihrer Symboltracht. St. Martin, dieser römische Soldat aus Tours in Frankreich, hat bekanntlich die eine Hälfte seines Militärmantels dem frierenden Bettler geschenkt (die andere gehörte dem Staat). St. Nikolaus hingegen, der Bischof von Myra in der heutigen Türkei, hat dafür gesorgt, dass drei Schwestern, die wegen Mittellosigkeit des Vaters ehelos zu bleiben drohten, doch noch allesamt Ehemänner erhielten und damit eine Lebensauskömmlichkeit. Dies ist die Kurzfassung der beiden Legenden.

Der Weckmann ist also der stilisierte Heilige Bischof, daher mit Mütze (Mitra) und mit Hirtenstab (stattdessen jetzt in aller Regel mit Tonpfeife, was etwas mit der Reformation und der protestantischen Abneigung gegen Heilige zu tun haben soll). An St. Martins gute Tat hingegen erinnert das süße Brötchen. Warum? Die Gabe von Brot ist doch der Inbegriff von Wohltat schlechthin. 

Wenn in diesen Tagen verdienstvollerweise die Martinszüge vorbereitet werden und dabei so gerne dieses kulturelle Erbe beschworen wird, dann wäre es natürlich historisch richtiger, damit auch die hergebrachte Tradition, besser: die Symbolik dahinter ernst zu nehmen und diese alt-überkommene Übung unserer Vorfahren fortzusetzen. Jetzt also zunächst einmal der Martinsstuten (der übrigens unter diesem Namen in Bonner Bäckereien angeboten wird)! Und etwas später freuen wir uns dann auf den Weckmann zu Sankt Nikolaus!

Bild: Adobe Stock Images, Kristina Rütten

StroofKOLLEG on Tour in das historische Küdinghoven

StroofKOLLEG on Tour in das historische Küdinghoven

Dass die ältesten Bonner Türme in Beuel stehen, dürfte nur den wenigsten bekannt sein. Die Wohntürme der Burgen von Limperich, Vilich (Lede) und Rheindorf (Wolfsburg) stammen aus dem Mittelalter, der Möllestomp am Limpericher Rheinufer vielleicht ja sogar noch aus der Römerzeit. Der interessanteste von allen aber dürfte der Kirchturm von Küdinghoven sein, an die 1000 Jahre alt.

Mit seinem verborgenen Treppenhaus ist er eine absolute Rarität. Zunächst der Flieh- und Wehrturm der Bevölkerung, war er bis zur Säkularisation immerhin auch der Ort, in dem die bergische Unterherrschaft Küdinghoven ihre Akten hütete. Dieser Kirchturm, bis hinauf in die Glockenstube, ist das Ziel des StroofKOLLEGs des Denkmal- und Geschichtsvereins Bonn-Rechtsrheinisch e.V.

Zugleich werden natürlich die Kirche selbst besichtigt, eines der ganz wenigen klassizistischen Langhäuser unserer Region, und der benachbarte Grabkreuzegarten, der die historischen Steinkreuze des 17. und 18. Jahrhunderts bewahrt, darunter Pestkreuze von 1666. Schließlich soll auch an den Bonner Maler Leo Breuer erinnert werden, dessen Grabstätte auf dem Küdinghovener Kirchhof auf Initiative des Denkmalvereins zu einem städtischen Ehrengrab erhoben worden ist. Jüngst noch hatte der Verein ja in seinem Bürgermeister-Stroof-Haus eine Bilderausstellung dieses bedeutenden Konstruktivisten präsentiert.

Die Veranstaltung am Samstag, dem 8. Oktober 2022, steht unter der Leitung von Carl J. Bachem und Johannes Junglas. Sie beginnt um 15.00 Uhr an der Kirche St. Gallus am Eingang. Kosten entstehen nicht; um eine Spende zur Unterhaltung des Stroof-Hauses wird gebeten. Anmeldung ist nicht erforderlich.

Bild: Wikipedia

Stroof-Kolleg „Kurioses aus der Ahnenforschung“

Stroof-Kolleg „Kurioses aus der Ahnenforschung“

Ein voller Erfolg war das Stroof-Kolleg „Kurioses aus der Ahnenforschung“. Die St. Augustiner Referentin Waltraud Boß, Genealogin aus Berufung, berichtete aus ihrem reichhaltigen Erfahrungsschatz, den sie im Laufe der Jahre gesammelt hat.

Und so manches Mal schmunzelten die Gäste, als sie zum Beispiel hörten, dass es früher „Kleinwagenhilfsbremser“ und „Sparkassengegenbuchführer“ gegeben haben muss, waren diese doch als Berufsbezeichnungen in amtlichen Urkunden eingetragen.


Und überhaupt: Es hing viel davon ab, was der Standesbeamte in frühreren Zeiten aufzeichnete, wenn er sich dazu anschickte, z.B. eine Tauf- oder Sterbeurkunde zu verfassen. Ein Mitglied der Mendener Familie Hinterkeuser, das nach Lohmar zog, wurde amtlicherseits als „Hennekeuser“ geführt, weil der Standesbeamte es eben so verstanden hatte. Wechselte ein anderer der „Hinterkeusers“ seinen Wohnsitz hingegen nach Heumar und übermittelte dem dortigen Standesbeamten seinen Namen, so schrieb dieser womöglich „Hinterkausen“.


Die Quintessenz: Es ist also gleich, ob jemand in unserer Region Hinterkeuser, Hennekeuser oder Hinterkausen heißt – er oder sie dürfte Mitglied derselben Familie sein.

Ein großer Vorteil, so Waltraud Boß, seien die frühen Personenstandsregister im Rheinland mit ihren standesamtlichen Eintragungen. Diese habe es hierzulande bereits seit 1810 gegeben, in anderen Gebieten wurden sie von den Preußen erst ab 1875 eingeführt.

Waltraud Boß hat die >Beueler Zentralstelle für Familienforschung< des Denkmal- und Geschichtsvereins Bonn-Rrh.übernommen und wird dort regelmäßig jeden ersten Montag im Monat um 17 Uhr eine öffentliche Sprechstunde für Jedermann anbieten. Anmeldungen sind erwünscht (waltraud.boss@koeln.de). Die Beratung ist kostenlos; Spenden für die Unterhaltung des Stroof-Hauses werden begrüßt.