Tradition: Am Martinstag der Stuten, an Nikolaus der Weckmann

In diesen Tagen tauchen sie wieder auf, die sog. Weckmänner, dieses allseits beliebte Hefegebäck in Form eines Männleins. Denn es geht ja auf den Sankt-Martinstag zu, den 11. November, dem dann allerdings sehr schnell auch bereits der Sankt-Nikolaustag folgt, am 6. Dezember. Beides Namenstage von Kirchenheiligen, die wegen ihrer guten, der Art nach wohl eher unüblichen Taten in besonderer Verehrung geblieben sind. Daran wird an diesen beiden Tagen symbolisch, durch eine süße Gabe, erinnert. Das kann alternativ ein Brötchen sein, Stuten oder Weck(en), oder aber auch ein Gebäck in Bildgestalt, ein Weckmann eben. Unterschiedliche Symbolik.

Wenn es dabei um „Tradition“ gehen soll, dann ist es eigentlich schade, dass der Weckmann nicht allein dem Heiligen Nikolaus gelassen wird, und dass die Sankt-Martinsgabe nicht allein der Stuten ist. Das war hier im Rheinland seit jeher der absolute Brauch, mindestens bis in die 1950er Jahre hinein. Und er ist es in einigen Bonner Vororten immer noch und gar nicht so selten auch in unserer Region.

Denn beide Heiligenlegenden unterscheiden sich ja ganz wesentlich voneinander und daher auch in ihrer Symboltracht. St. Martin, dieser römische Soldat aus Tours in Frankreich, hat bekanntlich die eine Hälfte seines Militärmantels dem frierenden Bettler geschenkt (die andere gehörte dem Staat). St. Nikolaus hingegen, der Bischof von Myra in der heutigen Türkei, hat dafür gesorgt, dass drei Schwestern, die wegen Mittellosigkeit des Vaters ehelos zu bleiben drohten, doch noch allesamt Ehemänner erhielten und damit eine Lebensauskömmlichkeit. Dies ist die Kurzfassung der beiden Legenden.

Der Weckmann ist also der stilisierte Heilige Bischof, daher mit Mütze (Mitra) und mit Hirtenstab (stattdessen jetzt in aller Regel mit Tonpfeife, was etwas mit der Reformation und der protestantischen Abneigung gegen Heilige zu tun haben soll). An St. Martins gute Tat hingegen erinnert das süße Brötchen. Warum? Die Gabe von Brot ist doch der Inbegriff von Wohltat schlechthin. 

Wenn in diesen Tagen verdienstvollerweise die Martinszüge vorbereitet werden und dabei so gerne dieses kulturelle Erbe beschworen wird, dann wäre es natürlich historisch richtiger, damit auch die hergebrachte Tradition, besser: die Symbolik dahinter ernst zu nehmen und diese alt-überkommene Übung unserer Vorfahren fortzusetzen. Jetzt also zunächst einmal der Martinsstuten (der übrigens unter diesem Namen in Bonner Bäckereien angeboten wird)! Und etwas später freuen wir uns dann auf den Weckmann zu Sankt Nikolaus!

Bild: Adobe Stock Images, Kristina Rütten